16.06.2016 - Fruchtansatz Äpfel, Alternanz bei Elstar und Beginn der Kirschernte
Die Themen in diesem Newsletter:
- Fruchtansatz bei Äpfeln und Kirschen
- Alternanz bei Elstar
- Aktuelle Entwicklungsstadien der Apfelsorten in Bildern
- Die Kirschernte beginnt!
- Kirschen selbst pflücken wahrscheinlich am 1. Wochenende im Juli
- Kirschen einnetzen / Kirschen unter Dach
Liebe Apfelbaumpaten,
seit der Obstblüte sind einige Wochen vergangen und nun ist zu erkennen, ob und wie viele Früchte an den Bäumen wachsen. Die Menge der Blüten, die sich zu Früchten entwickeln, nennen wir im Obstbau "Fruchtansatz". In diesem Jahr erwarten wir eine durchschnittliche, normale Apfelernte. Diese Einschätzung gilt für den Gesamtertrag unserer Anbaufläche, also für alle Sorten und alle Bäume. Der Ertrag des einzelnen, individuellen Baumes schwankt allerdings von Jahr zu Jahr.
Diese jährlich wechselnde Erntemenge des Baumes bezeichnet man als „Alternanz“ und einige Apfelsorten neigen mehr zu Alternanz als andere. Besonders anfällig dafür ist z.B. der Elstar (siehe Newsletter vom März 2015, Baumschnitt und Alternanz). Im letzten Jahr hatte es den Red Jonaprince erwischt, obwohl er normalerweise eine Apfelsorte mit stabilen Erträgen ist. In diesem Obstbaujahr zeigt der Elstar Alternanz mit unregelmäßigem Fruchtansatz.
Was ist "Alternanz"?
Für alle neuen Baumpaten eine kurze Erklärung:
Die Erntemenge eines Baumes hat über die Jahre einen wellenförmigen Verlauf. In einem Jahr trägt der Baum mehr Äpfel, zeigt aber wenig Wachstum im Holz. Im nächsten Jahr gleicht er das geringe Wachstum wieder aus, also treibt er sehr stark aus, produziert aber sehr wenige Äpfel. Diese alternierende Erntemenge ist ganz normal. Man versucht, die Schwankungen durch gezielten Baumschnitt, die richtige Ernährung des Baumes, (also exakt bemessene Düngergaben) und Ausdünnen der Früchte möglichst gering zu halten.
Der Baum soll in ein Gleichgewicht von Wachstum und Fruchtproduktion kommen. Einige Apfelsorten, darunter der Elstar, neigen zu stark ausgeprägter Alternanz. Der Baum trägt dann entweder ganz viele oder ganz wenige Früchte.
Keine Alternanz mehr bei Red Jonaprince, aber beim Elstar:
Die Red Jonaprince haben im Gegensatz zum letzten Jahr einen gleichmäßig guten Fruchtansatz und wir gehen hier von einer leicht überdurchschnittlichen Erntemenge aus. Einige Elstar-Bäume sind aber stark von Alternanz betroffen und tragen nur wenige Früchte.
Machen Sie sich trotzdem keine Sorgen um Ihre Apfelernte. Es gilt die 20-kg-Garantie, Untermengen füllen wir auf. Auch uns wäre es viel lieber, an jedem Apfelbaum in jedem Jahr zuverlässig 20 kg oder mehr Früchte zu haben. Aber auf die Natur haben wir nur begrenzten Einfluss. Und wenn ausgerechnet an Ihrem Baum ganz wenige Äpfel sind, dann zeigen wir Ihnen einen anderen Baum, von dem Sie Ihre garantierten 20 kg pflücken können.
Fruchtansatz bei Süßkirschen und Beginn der Kirschernte:
Als Ende Mai der Winter zurückkehrte und Schnee auf den Kirschblüten lag, konnten die Blüten von den Bienen nur schlecht befruchtet werden. Es sind aber nicht alle Kirschsorten betroffen. Nur die früh blühenden Sorten konnten aus ihren Blüten weniger Kirschen entwickeln, während die späteren Sorten einen guten Fruchtansatz mit vielen Früchten haben. Das warme Wetter nach dem Wintereinbruch hat für eine gute Befruchtung gesorgt. Der heiße und feuchte Juni hat die Entwicklung der Kirschen stark vorangetrieben und so können wir in diesem Jahr schon jetzt, in der zweiten Juni-Hälfte die ersten Kirschen pflücken. Schon am Wochenende bekommen Sie die ersten Kirschen frisch im Hofladen. Lecker, lecker, lecker!
Mit herzlichen Grüßen aus der beginnenden Kirschernte,
Apfelpatenhof
Axel Schuback
Aktuelle Entwicklungsstadien der Apfelsorten:Elstar:
Die drei unterentwickelten Früchte wird der Baum noch abwerfen. Weil das im Juni passiert, heißt dieser Vorgang „Juni-Fall“.
Cox Orange:
Hier sind es vier kleine Früchte, die der Baum noch abwerfen wird, damit die restlichen Früchte sich besser entwickeln.
Holsteiner Cox:
Die Früchte sind zu diesem Zeitpunkt deutlich größer als die anderen Apfelsorten.
Roter Boskoop:
Obwohl er später schön rot wird, sieht der Rote Boskoop hier noch ganz grün aus. An den Früchten hängen am Morgen noch Tautropfen.
Jonagold:
Die kleinen Äpfel wachsen noch steil nach oben, so wie die Apfelblüten sich auch zum Licht gewendet haben. Später biegen sich die Stängel mit dem Gewicht der Früchte nach unten.
Red Jonaprince:
Auch der Red Jonaprince hat den Juni-Fall noch vor sich.
Kirschernte ab Mitte Juni:
Wie im vorletzten Jahr sind die ersten Kirschen schon Mitte Juni reif. Die Haupternte der Kirschen beginnt ebenfalls früher als in anderen Jahren schon Ende Juni. Als erste Sorte kommen jetzt die „Earliese“ und die neue Sorte „Valerij Tschkalow“ frisch in den Hofladen.
Die Kirschenzeit dauert ca. sechs Wochen und wahrscheinlich werden wir ab dem 1. Wochenende im Juli wieder Süßkirschen zum Selbstpflücken anbieten können. Abhängig von der Entwicklung der Früchte kann sich der Termin auch noch eine Woche nach hinten schieben. Die Einladung dazu erfolgt kurzfristig in einem extra Newsletter.
Auf dem Bild sehen Sie einen jungen Kirschbaum der Sorte „Earliese“ mit reifen Früchten. Wenn Sie genau hinsehen, erkennen Sie an dem Zweig in der Bildmitte den Rest einer unterentwickelten Frucht. Der Stängel mit dem vertrockneten Fruchtknoten ist rot und hat in dem Dreifach-Stängel der reifen Kirschen Halt gefunden. Diese unterentwickelten Früchte werden in den nächsten Tagen vom Baum abgestoßen. Den Vorgang nennen wir "pocken“, eine mundartliche Bezeichnung für den Juni-Fall. Auch hier handelt es um die natürliche Selektion der Früchte durch die Pflanze.
Kirschen sind gesund:
Oft ist das, was besonders lecker schmeckt, leider ungesund. Bei frischen Süßkirschen ist das zum Glück anders! Kirschen enthalten viele Vitamine und liefern sekundäre Pflanzenstoffe.
Eine kleine Warenkunde:
Kirschen haben kaum Kalorien: In 100 Gramm Süßkirschen stecken nur 52kcal, Sauerkirschen haben gerade einmal 22 kcal. Weil Kirschen nicht nachreifen, werden sie zur Erntezeit reif gepflückt, sofort verkauft und sollten dann möglichst rasch verzehrt werden. Zwei bis drei Tage halten sie sich im Kühlschrank. Die Kirschen müssen sehr vorsichtig gewaschen werden. Am besten in stehendem Wasser, weil die dünne Haut unter dem fließendem Wasserstrahl schnell aufplatzt. Unter der Haut der Kirschen stecken viele Nährstoffe und Vitamine:
B-Vitamine
C-Vitamine
Folsäure
Eisen
Kalium
Calcium
Magnesium
Außerdem liefern Kirschen sekundäre Pflanzenstoffe, die das Immunsystem stärken. Wer mag, kann zu den Kirschen übrigens problemlos Wasser trinken. Das alte Gerücht, Kirschen und Wasser würden Bauchschmerzen verursachen, ist mittlerweile längst widerlegt. Früher war das Wasser nicht so sauber wie heute und brachte die Kirschen im Magen zum Gären. Bauchweh bekommt heute höchstens, wer zu viele Kirschen isst.
Die Libelle im Newsletter:
Als wir heute Morgen die Fotos für den Newsletter aufgenommen haben, ist diese Libelle auf einem Blatt vor der Linse gelandet. Wir gehen davon aus, dass der kleine Nützling gern in den Newsletter wollte und erfüllen ihm diesen Wunsch. :-)
Aktuelles vom ObsthofKirschen einnetzen / Kirschen unter Dach:
Bevor die Kirschernte beginnt, werden bei den Süßkirschen die Netze aufgezogen. Sie haben sicherlich die großen Stellagen in einigen Kirschhöfen gesehen. Mit den vereinten Kräften der ganzen Nachbarschaft werden große Netze über die Kirschanlagen gezogen, um die Früchte vor gefräßigen Vögeln zu schützen. Dadurch entfällt das lästige "Sprehen hüten" (Altländer Platt: Sprehen = Stare), also das Verscheuchen der Vögel, das sonst sehr zeitintensiv ist und viel Arbeitskraft bindet.
Ein weiterer Teil unseres Kirschhofes hat im letzten Jahr ein Foliendach bekommen. Das Dach verhindert, dass die reifen Früchte bei Regen nass werden und aufplatzen. So können die Kirschen in Ruhe ausreifen und süß und saftig werden, ohne aufzuplatzen, auch wenn es einmal regnet. Die seitlichen Netze halten die Stare draußen. Für diese besonders dicken, süßen und saftigen Kirschen hat sich der Name "Dach-Kirschen" eingebürgert.