15.06.2023 - Fruchtansatz bei Äpfeln unterschiedlich und bei Kirschen gering
Neues vom Apfelpatenhof
Die Themen in diesem Newsletter:
- Fruchtansatz - was ist das?
- Fruchtansatz bei Äpfeln teils gering
- Fruchtansatz bei Kirschen unbefriedigend
- Kirschen Selbstpflücken fällt möglicherweise aus
Liebe Apfelbaumpaten,
liebe Abonnenten des Newsletters,
in diesem Newsletter und vermutlich über die ganze Saison 2023 wird sich alles um das Thema "Fruchtansatz" drehen. Den Begriff kennen langjährige Baumpaten schon aus unseren früheren Newslettern, aber was ist das genau und warum ist es wichtig? Das Wort bezeichnet die Menge der kleinen Früchte, die sich nach der Blüte am Baum befinden, um zu Obst heranzuwachsen. Das mit der Bestäubung, Befruchtung und Fruchtansatz ist eigentlich ganz einfach und funktioniert schon seit vielen Millionen Jahren hervorragend. Doch so einfach, wie es scheint, ist es oft nicht. Im Detail ist es doch ein filigranes, leicht zerbrechliches System und wie immer gehört auch ein bisschen Glück dazu.
Es sieht leider ganz danach aus, dass in diesem Jahr etwas Glück gefehlt hat. Eine gute Nachricht für alle Baumpaten gibts aber auch und die heißt "20-kg-Garantie"!
Mehr dazu weiter unten, jetzt wird's biologisch.
Herzliche Grüße aus dem Alten Land,
Axel Schuback
Wie kommt der Apfel an den Baum?
Lassen Sie uns ganz vorn anfangen. Vorausgesetzt, der Baum hatte im letzten Jahr gute Bedingungen mit ausreichend Wasser und Nährstoffen, wurde nicht von Mäusen angenagt und ist gut gewachsen, konnte nicht nur Trieb-, sondern auch ausreichend Blütenknospen ansetzen (Blütenansatz) und kein Wildtier hat die Knospen im Winter wieder abgefressen, dann blüht im April der Obstbaum.
Das Wetter während der Blüte:
Die Blüten sind empfindlich und wenn sie Frost bekommen, dann erfrieren Sie. Der Blütenstempel stirbt dann ab und kann nicht mehr befruchtet werden. Die Apfelblüten können wir durch den Einsatz der Frostschutz-Beregnung vor Frostschäden schützen, bei Kirschblüten funktioniert das so nicht, denn sie würden vom Wasser beschädigt. Hier wird ggf. eine Unterkronen-Beregnung eingesetzt, die für etwas Wärme sorgt.
Wie der Frostschutz durch Beregnung mit Wasser funktioniert, haben wir auf unserer Website unter "Blüte und Frostschutz" erklärt.
Bestäubung:
Ohne Bestäubung findet keine Befruchtung statt. Als „Bestäubung“ wird der Transport von (Blüten-)Pollen auf den Stempel einer Blüte bezeichnet. Der Stempel in der Mitte der Blüte besteht aus der Narbe (oben), dem Griffel in der Mitte und dem Fruchknoten ganz unten. Die Bestäubung erfolgt zum Teil durch Wind, noch stärker aber durch Honigbienen, die der Imker in den Obstanlagen aufstellt, und zu einem erheblichen Teil durch Wildinsekten wie Bienen und Hummeln. Die Insekten brauchen freundliches, warmes und trockenes Wetter, sonst fliegen sie nicht. Erst ab 10-12°C fliegen sie los und auch bei Regen oder starkem Wind bleiben Sie im Stock oder im Bau.
Befruchtung:
Sobald der Pollen auf den Blütenstempel getroffen ist, beginnt der Pollen mit dem "Pollenschlauchwachstum": Das Pollenkorn wächst von der Narbe durch den Griffel zum Blütenboden, wo sich der Fruchtknoten, die weibliche Eizelle, befindet. Die „Befruchtung“ ist die Verschmelzung des Pollenkorns mit der Eizelle im Inneren des Fruchtknotens. Die Befruchtung kann erst im Anschluss an die Bestäubung erfolgen und gibt der Pflanze den Anreiz für die Entwicklung des Fruchtknotens zur Frucht.
Auf der Website www.wildbienen.de wird der Aufbau der Blüte sehr anschaulich in einem Längsschnitt dargestellt.
Bild: Quelle und Copyright www.wildbienen.de
Auch für die Befruchtung ist warmes Wetter notwendig. Die untere Temperaturgrenze für das Pollenschlauchwachstum liegt je nach Obstart bei 5 bis 10°C. Die Samenanlagen im Pollenschlauch haben nur eine begrenzte Lebensfähigkeit. Wenn es zu kalt ist, dann kommen sie nicht ins Ziel, weil der Pollenschlauch zu langsam wächst.
So kurz vorm Ziel - und doch kann es vorkommen, dass eine Blüte bestäubt wurde, aber nicht befruchtet ist. In dem Fall entwickelt sich trotz Bestäubung keine Frucht.
Mikro-Wetter und Unterschiede in den Sorten
Unsere verschiedenen Apfelsorten haben innerhalb des Zeitraumes "Apfelblüte" dennoch zu leicht unterschiedlichen Zeiten geblüht. Die Roten Boskoop z.B. blühen immer als erste. Wechselt das Wetter innerhalb dieser Zeit, können wenige Grad Celsius dazu führen, dass manche Sorten gut tragen und andere nicht. Vielleicht war es auch in 1 m Höhe vom Boden etwas kälter als in 2 m Höhe, so dass der Baum unten keine Früchte entwickeln konnte. Die Bäume auf tiefer liegendem Land sind deshalb schneller vom Einfluss kalter Temperaturen betroffen. Ihnen reicht die kalte Luft dann sozusagen bis zum Kinn und nicht nur bis zum Knie. Darüber hinaus sind die verschiedenen Apfelsorten unterschiedlich empfindlich und reagieren unterschiedlich auf dieselben Bedingungen.
Juni-Fall und Pocken
Nachdem aus den Blüten des Obstbaumes kleine Früchte hervorgegangen sind, sortiert der Baum die schwächeren Früchte auf natürliche Weise aus.
Bei Äpfeln heißt dieser Vorgang "Juni-Fall", weil er im Juni stattfindet. Der Baum beendet die Nährstoffversorgung der unterentwickelten Früchte, so dass sie einfach abfallen.
Bei bei den Kirschen passiert dasselbe, der Vorgang wird aber "Pocken" oder "Auspocken" genannt. In beiden Fällen bekommen die absterbenden Früchte eine rote Farbe, die als "Notreife" bekannt ist. Die Frucht ist aber nicht wirklich reif, sondern entwickelt die Farbstoffe ähnlich wie das absterbende Laub im Herbst, bevor es zu Boden fällt.
Geringer Fruchtansatz bei Äpfeln und Süßkirschen
Im Frühjahr 2023 haben wir einen guten Blütenansatz gesehen und es hat keinen Frost zur Blüte gegeben. Auch die Bienen hatten meistens gutes Flugwetter.
Trotzdem zeigt sich jetzt ein wesentlich geringerer Fruchtansatz, als zu erwarten war. Den exakten Grund kennt niemand, wir gehen aber davon aus, dass die sehr kalten Tage gegen Ende der Blüte das Pollenschlauchwachstum behindert haben.
Fruchtansatz Äpfel
Bei den Äpfeln haben wir noch keinen genauen Überblick, die einzelnen Sorten und Parzellen zeigen sich unterschiedlich. Doch seien Sie unbesorgt, denn für alle Apfelbaumpaten gilt die 20-kg-Garantie. Mehr ist schöner, doch Sie gehen in jedem Fall mit 20 kg frischen Äpfeln nach Hause.
Fruchtansatz Süßkirschen
Bei den Kirschen ist schon deutlich zu sehen, dass nur wenige Blüten den Weg zur Frucht erfolgreich hinter sich bringen konnten.
Kirschen Selbstpflücken?
Wir sind im Moment nicht einmal sicher, ob wir wieder Kirschen zum Selbstpflücken anbieten können. Ohne genug Kirschen an den Bäumen macht es keinen Spaß und hat wenig Sinn. Ob oder ob nicht, darüber werden wir Sie hier im Newsletter informieren, wenn wir die Lage einschätzen können.
Hier im Bild ist der Unterschied zwischen "Blütenansatz" und "Fruchtansatz" deutlich zu erkennen. Riesige Blütenbüschel, aber nur zwei gut entwickelte Früchte. Die kleine grüne Frucht rechts im Bild wird vermutlich noch abgestoßen.
Kirschen unter Dach
Die Dächer über den Kirschen haben wir jetzt aufgespannt, damit die wenigen Früchte wenigstens vor Regen und Vögeln geschützt sind. Auf dem Bild sehen Sie den Anfang der Arbeit im Mai, mittlerweile ist das Dach geschlossen.
EBBELBOI
Nach so viel Biologieunterricht und eher ernüchternden Nachrichten darf das gute Ende nicht fehlen. Naja, oder das Gute am Ende, des Newsletters nämlich.
Für die Freunde kleiner Wortspiele kommt "EBBELBOI" gerade recht, ist mit 8% Vol. alles andere als "ernüchternd" und Liebhaber eines richtig guten Ciders können ab sofort bei uns auf dem Hof eine gut gekühlte Flasche davon bekommen.
Von der süßen Apfelbrause aus dem Supermarkt ist dieser weltprämierte Cider weit entfernt. Eingewandert aus dem Hessischen, braut Äppelwoi-Boy Benjamin Thümmler seinen EBBELBOI aus Altländer Äpfeln in drei Varianten, von denen zwei bei der "Cider-World 2023" in Frankfurt vor Kurzem mit Gold ausgezeichnet wurden. Urkunde zeigen!
Herb, lieblich oder original? Schwere Entscheidung. Wir stellen einfach alle kalt.
Cheers!